Rasseportrait Neva Masquarade

Die Neva Masquerade

Wenn ein Katzenliebhaber vor noch gar nicht allzu langer Zeit den Wunsch hegte, sich eine Waldkatze zu kaufen, die eventuell auch noch Pointzeichnung besaß, so hatte er nur die Möglichkeit, sich für eines dieser Merkmale zu entscheiden: Waldkatze oder Maskenkatze. Seit 1992 hat er aber auch in Deutschland die Möglichkeit, beide Wünsche zu vereinen, und zwar mit der Neva Masquarade. 

Bei der Neva Masquarade handelt es sich weltweit immer noch um eine Rarität in der Katzenwelt. Auf einer Katzenausstellung findet man nur selten zwei oder drei Tiere dieser Rasse, meist jedoch muss der interessierte Besucher ganz auf sie verzichten. 

Was kann man sich als Laie unter einer Maskenzeichnung (oder Pointfärbung) vorstellen? Gemeint ist eine Katze, die im Gesicht, an den Ohren, am Schwanz, an den Beinen und Pfoten einheitliche Farbabzeichen hat. Der restliche Körper ist sandfarben bis beige. Alle Maskenkatzen werden weiß geboren, die Entwicklung der Zeichnung und Farbe geht in den ersten Lebenswochen vonstatten, d.h. die kälteren Körperpartien färben aus, die besser durchbluteten behalten die helle Farbe. Verbunden mit der Pointzeichnung ist immer die blaue Augenfarbe, die möglichst kräftig sein sollte. 

Als Hauptfarben kann man bei der Neva seal (schwarzbraun) und blue (blaugrau) nennen. In Russland werden verstärkt Tiere dieser beiden Farben gezüchtet. Es gibt nicht nur die non-agouti Version (seal-point oder blue-point) sondern auch die agouti (seal-tabby-point oder blue-tabby-point). Als derzeit noch seltenere Farben kann man red (rot), cream (creme) und auch tortie (zweifarbig - fast ausschließlich bei weiblichen Katzen) bezeichnen. Auch hier gibt es Agouti- und Non-agouti Tiere. Ebenso gibt es alle genannten Farben auch in der Kombination mit weiß und ganz besonders selten mit silver (silber). Wie auch bei der Ragdoll ist bei der Neva die bicolour und mitted Zeichnung erlaubt. 

Nevas mit Tabbyzeichnung haben erfahrungsgemäß eine bessere Fellstruktur als non-agouti Tiere. Die Farben blue und cream (als Verdünnung von seal oder red) wirken sich meist auch nachteilig auf die Textur aus, Tiere dieser Farben haben häufig weiches Fell. 

Im Moment gilt das züchterische Bestreben fast ausschließlich dem einheitlichen Typ, vereinzelt wird aber auch schon die Farbzucht angestrebt. 

Die Neva hat sich ein großes Geheimnis bewahrt, nämlich das ihrer Entstehung. In ihrer russischen Heimat wurde sie das erste Mal am Fluss Neva gesehen. Diesem Fluss und ihrer Maskenzeichnung verdankt sie ihren Namen. Man muss davon ausgehen, dass die Neva durch die Verpaarung von frei laufenden Sibiriern mit Thaikatzen entstanden ist, sie ist auf jeden Fall ursprünglich nicht das Ergebnis züchterischer Bemühungen. In Russland wird sie seit über 10 Jahren planmäßig gezüchtet. 

Leider hat es die Neva Masquarade in Deutschland auch heute noch schwer, sich als Rasse durchzusetzen. In den meisten Vereinen ist sie dank aufopferungsvoller Arbeit von Frau Betti Schultz (der ersten Züchterin dieser Rasse in Deutschland) anerkannt. Die FIFE jedoch verwährt ihr bis heute den CAC-Status. In naher Zukunft soll aber auch hier die Anerkennung angestrebt werden. 

Auch bei den Züchtern anderer Rassen trifft die Neva immer noch auf Widerstand, da von einer anfänglichen Rassekreuzung ausgegangen wird. Diese Züchter vergessen aber, dass viele Rassen Fremdeinkreuzungen als Grundlage haben. Heute noch werden Burmesen mit Siamesen verpaart, um Tonkanesen zu erhalten. Oder wo hat z.B. die Perser Katze die Maskenzeichnung her? Wie entstand die Tabbyzeichnung bei der Heiligen Birma? Das was hier zum Ausdruck gebracht werden soll, ist, dass die Neva wohl einen ähnlichen Anfang wie manch heute schon anerkannte Rasse hat. 

Der erste außerhalb Russlands registrierte Wurf wurde im April 92 in Deutschland geboren. Die Eltern waren Champion Princess Perlipat und der Große Internationale Champion Terentij (beide seal-tabby-point/white). Diese beiden 1990 und 1991 importierten Tiere bilden noch heute in den meisten deutschen Neva-Masquarade-Zuchten die Eckpfeiler. 

 Die Zucht dieser schönen Rasse gestaltet sich, abgesehen von dem noch relativ engen Genpool, zumeist recht einfach, da die Kätzinnen ihre Kitten größtenteils einfach gebären. Sind die Babys erst auf der Welt, ist die Neva als Mutter kaum noch zu übertreffen, selbst große Würfe werden aufopferungsvoll aufgezogen. 

Die Neva wird nach dem Standard der Sibirischen Katze gezüchtet und kann somit auch mit ihr verpaart werden. Da es wie vorstehend schon erwähnt, relativ wenige Zuchttiere dieser Rasse in Deutschland gibt, ist die mögliche Verpaarung mit der Sibirischen Katze schon fast lebensnotwendig, um diese in der Zucht immer noch am Anfang stehende Rasse durch Erbkrankheiten nicht zu belasten. 

Die Neva kann nicht nur bei der Verpaarung zweier Nevas geboren werden, sondern auch bei zwei Sibirischen Katzen, die beide den Maskenfaktor tragen müssen, d.h. einer ihrer Vorfahren muss eine Neva gewesen sein. Auch aus einer „Mischverpaarung“ Neva Masquarade x Sibirische Katze (mit Maskenfaktor) können Neva fallen, ebenso wie Sibirier, die dann wiederum in ihren Erbanlagen den Maskenfaktor tragen. 

Die Neva Masquarade ist muskulös und kräftig. Ihr Körper ist mittelgroß, rechteckig und wird von kräftigen nicht zu hohen Beinen getragen. Ein buschiger bis zum Schulterblatt reichender Schwanz ist eines der Markenzeichen der Neva. Zwischen ihren Zehen „wuchern„ Fellbüschel, die man Schneeschuhe nennt. Sie hat einen wohlproportionierten Kopf, der keine extremen Linien oder Kurven aufweist. Besonders erwähnenswert sind ihre aufmerksamen blauen Augen. Dieses Blau kann variieren von hellblau bis wünschenswerterweise dunkelblau. 

In der Winterzeit trägt sie ihr Fell besonders lang unter dem Bauch, an den Hinterbeinen (den sogenannten Hosen), dem Schwanz, am Hals und an der Brust. Schultern und Nacken sind kürzer behaart. Am Rücken ist das Fell dicht, fest, glänzend und länger. Im Sommer könnte man meinen, dass es sich um eine fast kurzhaarige Rasse handelt, da sie bis auf einen kleinen Kragenansatz und den buschigen Schwanz das restliche Fell schon im Frühjahr verliert. 

Eigentlich müsste man das Wort Fellpflege im Zusammenhang mit der Neva Masquarade klein schreiben. Sie verliert zwar im Frühjahr wie alle Naturrassen ihr Winterfell, benötigt aber bei weitem nicht so große Pflegeeinheiten wie z.B. die Perser. Gerade im Fellwechsel sollte man der Katze zur Hilfe eilen, damit nicht zu viele Haarballen in ihrem Magen entstehen, die dann gerne ausgebrochen werden. Den Rest des Jahres über benötigt sie nur bei Bedarf eine Bürste, da ihr Fell nicht zum Verfilzen neigt. Auch wenn die Fellpflege nicht dringend notwendig ist, nehmen die meisten Tiere diese zusätzlichen Streicheleinheiten gerne an. 

Wer darüber nachdenkt, sich eine Neva Masquarade ins Haus zu holen, sollte auf alles gefasst sein. Diese Katze hat ein sehr vielfältiges Wesen. Sie selbst entscheidet, wann geschmust oder gespielt wird. Sie ist eine anhängliche bis schon fast aufdringliche Katze, wenn sie sich erst mal einen Menschen ausgesucht hat. Sie strotzt nur so vor Energie, trotzdem kann sie aber auch sehr feinfühlig reagieren. Im Umgang mit ihren Artgenossen ist sie lieb und aufgeschlossen, auch andere Tiere, wie Hunde, Kaninchen usw. werden von ihr gerne als Spielgefährte akzeptiert. 

Eine ihrer größten Leidenschaften ist das Klettern, eine Neva ohne Kratzbaum ist schier unvorstellbar. Besonders dankbar ist sie ihrem Menschen, wenn er ihr den Weg in einen gesicherten Garten bereitet. Eine reine Wohnungshaltung mit den entsprechenden Klettermöglichkeiten ist für die Neva auch kein Problem, da sie, bedingt durch den langen Winter in ihrer Heimat, daran gewöhnt ist, viel Zeit mit ihren Besitzern im Haus zu verbringen. Vielleicht hat sie an diesen langen Abenden auch gelernt, Geschichten zu erzählen, sie hat eigentlich immer das letzte Wort. 

Die Fütterung einer Neva ist sehr einfach, sie ist schlichtweg ein Allesfresser. Natürlich heißt das nicht, dass sie mit Tischresten gefüttert werden sollte, sondern das sie jedes Futter - sei es Trocken- oder Nassfutter - akzeptiert. Doch Besondere Leckerbissen verschmäht sie nicht. 

Die Neva Masquarade ist nicht nur optisch ein ansprechendes Tier, sondern sie genießt es auch im Mittelpunkt der Familie zu stehen. Sie möchte nicht neben dem Menschen leben, sondern mit dem Menschen. 

Copyright: Oellers
Fotos: Metz, Kurrek und Oellers 

Copyright © 2001 I. Oellers - Newskaja Snowidnie - Hobbyzucht für Sibirische Katzen und Neva Masquarade    Stand: 07. Oktober 2001

Wir danken Frau Isolde Oellers für die freundliche Genehmigung das Rasseportrait mit Bildern an dieser Stelle verwenden zu dürfen.